Aktuelles
2023: 79 Millionen E-Rezepte überwiegend als Papierausduck erwartet
gesund.de befragt Expert:innen, Arztpraxen und Apothekerkreis
Nach dem Start des E-Rezept-Rollouts ist die weitere Entwicklung des E-Rezepts derzeit schwer einzuschätzen. gesund.de hat dazu verschiedene Akteure befragt - mit interessanten Erkenntnissen: Demnach wird im nächsten Jahr voraussichtlich noch stark das Papier bei der Verordnung verschreibungspflichtiger Medikamente dominieren - in Rosa und in Weiß. Aber der E-Rezept-Anteil könnte höher werden, als aktuell viele erwarten.
Seit dem 1. September läuft er nun, der Rollout zur flächendeckenden Einführung des
E-Rezepts ausgehend von Westfalen-Lippe und Schleswig-Holstein. Mit Blick auf anstehende Gesetzesvorhaben und unterschiedliche Einlösewege verfolgen die Beteiligten mit Spannung die Entwicklung: Welchen Stellenwert nimmt das E-Rezept jetzt und künftig am Gesamtrezeptvolumen ein? Welche Wege der Rezepteinlösung setzen sich durch im Spannungsfeld zwischen technischer und prozessualer Machbarkeit, Usability und Datenschutz?
Für gesund.de, vor allem aber für die an gesund.de angebundenen Vor-Ort-Apotheken ist das
E-Rezepte ein wichtiges Zukunftsthema. Um den Zugang zum E-Rezept für möglichst viele Nutzer:innen so einfach wie möglich zu gestalten, gilt es, entsprechende Markttendenzen und Präferenzen bei Patient:innen und bei lokalen Leistungserbringern aufmerksam zu verfolgen. Aus diesem Grund hat gesund.de zum Start des E-Rezept-Rollouts im Zeitraum vom 2. bis 7. September verschiedene Akteure zu ihrer Einschätzung hinsichtlich des Anteils der E-Rezepte am Gesamtrezeptvolumen sowie zur quantitativen Verteilung auf die Einlösewege des E-Rezepts für das Jahr 2023 befragt.
Zu den Befragten zählen externe Fachexperten aus den Bereichen Leistungserbringer, Kostenträger, Hochschule sowie WaWi- und PVS-Hersteller (Anzahl N = 8). Auch der „Apothekerkreis“ wurde eingebunden: eine Gruppe engagierter und innovativer Apotheker:innen, die gesund.de bei der marktgerechten Ausgestaltung des Angebots beraten und unterstützen (N = 8). Zudem wurde eine telefonische Befragung in Arztpraxen in der E-Rezept-Pilotregion Westfalen-Lippe (N = 46) durchgeführt.
Ausgewählte Ergebnisse:
- Die Befragten erwarten, dass 18 Prozent aller Rezepte 2023 als E-Rezepte ausgestellt werden. Dies entspräche einer Zahl von 79 Millionen E-Rezepten. Damit dominiert zwar das Muster-16-Rezept auch 2023, aber der E-Rezept-Anteil würde demnach immerhin einen zweistelligen Prozentbereich erreichen.
- Übertragungswege der E-Rezepte:
- Die Expert:innen erwarten, dass die E-Rezepte zu 70 Prozent als Papierausdrucke ausgegeben werden.
- Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) als Übertragungsweg für das E-Rezept wird bei einem Anteil von 14 Prozent aller E-Rezepte gesehen.
- Die E-Rezept-App der Gematik spielt mit 11 Prozent eine eher untergeordnete Rolle.
- Knapp fünf Prozent wurde von den Expert:innen auf andere Einlösewege für Nischenanwendungen wie der KIM-Messenger-Dienst angegeben.
- Die Arztpraxen in Westfalen-Lippe stehen in den Startlöchern:
- Neun Prozent der Anfang des Monats befragten Praxen (ausschließlich Allgemeinmediziner) haben bereits das E-Rezept im Einsatz.
- 72 Prozent der Praxen planen das E-Rezept bis zum Jahresende einzuführen.
- Bemerkenswert: Rund die Hälfte der Praxen wissen aktuell aber noch nicht, über welchen Einlöseweg sie ihren Patient:innen das E-Rezept zur Verfügung stellen wollen. Die Praxen, die es bereits wissen, werden zu 70 Prozent den Papierausdruck zur Einlösung des E-Rezeptes nutzen. Die eGK oder auch die Gematik-App spielen auch bei den befragten Arztpraxen eine untergeordnete Rolle. Sie glauben darüber hinaus, dass die Patient:innen mit rund 80 Prozent weiterhin den Papierausdruck bevorzugen.
Methodischer Hinweis: Die Ergebnisse können als eine Momentaufnahme zur Beschreibung der aktuellen Situation aus verschiedenen Blickwinkeln gewertet werden, es besteht kein Anspruch auf statistische Repräsentativität.
„Die aktuellen Befragungsergebnisse lassen erwarten, dass mit 79 Millionen Verordnungen das E-Rezept im nächsten Jahr auch in der Fläche ankommt“, sagt Dr. Peter Schreiner, Vorsitzender der Geschäftsführung von gesund.de. Dies zeige: Der aktuell noch verhaltene Hochlauf der E‑Rezepte sei nur bedingt als Indikator für die Zukunft geeignet. Schreiner weiter: „Die Befragung der Arztpraxen zeigt, dass sich aktuell viele mit der Einführung des E-Rezepts in den nächsten drei bis vier Monaten konkret beschäftigen.“
Den Willen zur Digitalisierung bei den Ärzt:innen drückt auch noch eine weitere Studie aus. Erste Ergebnisse aus der Evaluationsstudie der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden (OTH) zum Förderprogramm der E‑Rezept-Enthusiasten bestätigt: Rund 80 Prozent der befragten Ärzt:innen wollen nach der Umstellung beim E-Rezept bleiben und verstärkt digital verordnen.
Bei den Apotheker:innen laufen die Vorbereitungen deutschlandweit schon seit längerem und am 13. September hatten bereits 12.000 Apotheken ihre E-Rezept-Readyness freiwillig im Verzeichnisdienst der Gematik dokumentiert (Quelle: TI-Dashboard der Gematik). So sind die ersten Schritte für eine erfolgreiche Etablierung des E-Rezepts gemacht und die überwiegende Anzahl der Apotheken sind schon heute bereit, die zu erwartende steigende Anzahl an E-Rezepten zu verarbeiten.
„Die Ergebnisse bestätigen uns in unserem Weg, eine einfache Lösung für die Patient:innen anzubieten, mit der sie ausgedruckte E-Rezepte einfach und sicher über die App von gesund.de an die Apotheke ihrer Wahl übermitteln können. Gleichzeitig bekräftigen wir das Ziel, dass gesund.de den Weg zu einer vollständig-digitalen Übermittlung der E-Rezepte gerne gemeinsam mit anderen Marktteilnehmern gestaltet und dabei konsequent die Vorteile für die Patient:innen in den Mittelpunkt stellt“, so Dr. Peter Schreiner.